Was erwartet dich?

Die Ukraine befindet sich seit Jahren in einem spannenden Transformationsprozess. Dies wirkt sich vor allem auf den Umgang mit der Vergangenheit des Landes aus.

Nach der Auflösung der Sowjetunion und dem Erlangen der Unabhängigkeit sucht die Ukraine ihren Weg hinsichtlich ihrer nationalen Identität. Die kollektive Erinnerung spielt dabei eine große Rolle und bleibt einem ständigen Wandel unterworfen, je nachdem welche Dynamiken in der Gegenwart am Werke sind. Durch die politisch angespannte Situation und den Konflikt mit Russland, ist der Umgang mit der Vergangenheit brisanter geworden. Davon zeugt z. B. die Umbenennung vieler Straßen und auch von Städten wie Dnipro (ehemals Dnipropetrowsk). Dabei zeigt sich auch, dass die Wege der offiziellen Politik nicht immer mit der Wahrnehmung von UkrainerInnen übereinstimmen.

Wir möchten interessierten Studierenden einen Einblick in den kontroverse Erinnerungskultur des Landes ermöglichen und versuchen, diese anhand der drei Veranstaltungsorte auf vergleichende Weise zu veranschaulichen.

Lwiw, Kiew und Charkiw haben - auch durch ihre jeweils geopolitischen Lagen - unterschiedliche Entwicklungen durchlebt. In der Sommerschule werden wir uns deshalb verschiedene historische Ereignisse des 20. und 21. Jahrhunderts veranschaulichen.

Mit folgenden Aspekten wollen wir uns beschäftigen:

  • Verdeutlichung des dynamischen Verhältnisses von Gegenwart und Vergangenheit
  • Aufzeigen von staatlich verordneten Veränderungen in Erinnerungsprozessen am Beispiel des Zweiten Weltkriegs, des Holocausts und der Sowjetunion (Heldenpark in Kiew, Museum des Zweiten Weltkriegs, Territory of Terror in Lwiw, Dobryzkyi Jar/Charkiw)
  • Thematisierung der Relevanz von Helden für die Gegenwart und Reflexion von Selektionsprozessen. Dabei steht die Frage im Vordergrund, welche Helden (etwa Bandera und Schewtschenko) für welchen Zweck ausgewählt werden, Diskussion der Ambivalenz von Helden (Stepan Bandera)
  • Verarbeitungs- und Bewältigungsprozesse im Umgang mit nationalen Katastrophen (Tschernobyl)
  • Austausch mit UkrainerInnen unterschiedlichen Alters und aus verschiedenen Gesellschaftsgruppen (SchülerInnen, StudentInnen, SchriftstellerInnen, Intellektuelle, WissenschaftlerInnen, Zeitzeugen von Tschernobyl)
  • Veranschaulichung von Konflikten innerhalb der ukrainischen Gesellschaft


ReferentInnen (Charkiw)

Irina Flerenceva, Leiterin der Gedenkstätte Dobritskij Jar

Studierte Bauingenieurin. Seit der Eröffnung der Gedenkstätte 2002 dort als Reiseführerin tätig. Ab 2007 stellvertretende Leiterin und seit 2014 Leitung der Gedenkstätte.

Jährliche Teilnahme an internationalen wissenschaftlich-methodischen Seminaren und Konferenzen im Themenbereich Shoah.

Anna Kolomiytseva

geboren in Charkiw, Studium der deutschen und englischen Philologie an der Nationalen V. N. Karazin-Universität Charkiw

Danach tätig als Dozentin, Projektmanagerin und Dolmetscherin im Bereich Deutsch als Fremdsprache sowie seit 2012 als Stadtführerin in Charkiw. Seit 2014 freiberufliche Dolmetscherin bei "Kolba Translations / Kolomiytseva & Babansky Conference Interpreting" für die Sprachen Deutsch, Englisch, Russisch und Ukrainisch. Aufträge u.a. für die Honorarkonsulin der Bundesrepublik Deutschland in Charkiw, Konrad Adenauer Stiftung Charkiw, GIZ etc.

Kostiantyn Levin

Geboren und wohnhaft in Charkiw. Vollzeit-Marketingmanager, Teilzeit-Data-Journalist und Buchkritiker. Mitarbeit am Projekt "Decommunize Kharkiv" (heute "Decommunize Ukraine").

Vasyl Mikhalyshyn

Bachelor- und Master-Studium der Internationalen Beziehungen an der Nationalen Taras Schewtschenko-Universität Kyjiw. Danach als Master-Stipendiat der Konrad Adenauer Stiftung am Fachbereich Politikwissenschaften / Internationale Beziehungen an der Universität Hamburg. Seit Ende 2017 Mitarbeiter der Konrad Adenauer Stiftung in Charkiw.

Ljubov Negatina

Geboren in Dnipropetrowsk. Studium des Ingenieurwesens für Biomedizinische Elektronik und Umweltschutz in St. Petersburg. Tätigkeiten als Ingenieurin, Programmiererin und Buchhalterin in Kaniw. Von 1998 bis 2008 Managerin der karitativen Organisation "Rockinghorse Fund" in Kyjiw. Von 1998 bis 2000 ehrenamtliche Mitarbeiterin bei der Stiftung "Kinder von Tschernobyl" (Niedersachsen). Seit 2005 Koordinatorin des Projektes "Deutsch-Ukrainisches Netzwerk". Seit 2007 Vertreterin des Internationalen Bildungs- und Begegnungswerks (IBB) Dortmund in der Ukraine und seit 2011 Leiterin der Geschichtswerkstatt Tschernobyl in Charkiw.

https://1986.org.ua/de

Tala Ponomareva

Historikerin. Studium der Geschichtswissenschaften, Archäologie und Philosophie an der Nationalen V. N. Karazin-Universität Charkiw. Schwerpunkt: Neuere Geschichte Europas und Amerikas.

Seit 1995 Tätigkeit bei der jüdischen Gemeinde Charkiw.

Yuri Radchenko

Historiker. Promotion 2012 zum Thema "Nazi Genocide of the Ukrainian Jews in the Military-Administered Area (1941-1943)" an der Nationalen V. N. Karazin-Universität Charkiw

Zurzeit tätig als Dozent am Institut für Orientale Studien und Internationale Beziehungen "Kharkiv Collegium". Außerdem wissenschaftlicher Fellow bei der Organisation Yahad-in Unum (YIU), die sich mit der Lokalisierung von Massengräbern jüdischer Opfer der Shoah befasst. U.a. Forschungsaufenthalt am Gabriele Rosenthal am Methodenzentrum Sozialwissenschaften an der Georg-August-Universität Göttingen.

Forschungsschwerpunkte: Geschichte des Holocaust, ukrainisch-jüdische Beziehungen, Kollaboration in Osteuropa, Geschichte rechtsradikaler Bewegungen in Europa in den 1920-40er Jahren

CV: https://ethnickh.files.wordpress.com/2015/06/radchenko_cv.pdf

Serhij Zhadan

Geboren 1974 in Starobilsk im Luhansker Gebiet. Schriftsteller, Dichter und Übersetzer. Außerdem Musiker und Sänger der Gruppe "Sobaky w kosmossi" und Veranstalter verschiedener Musik-, Literatur- und Politfestivals.

Studium der Literaturwissenschaft, Germanistik und Ukrainistik an der Nationalen Pädagogischen Skovoroda-Universität Charkiw. Promotion über den ukrainischen Futurismus. Aufenthalt an der Goethe-Universität Frankfurt für das Fortbildungsprogramm "Buch- und Medienpraxis".

Natalia Zubar

Leiterin der NGO "Maidan Monitoring Information Center.

Master in Physik. Tätigkeiten als Systemadministratorin, Software Engineerin, Übersetzerin, Reporterin und Herausgeberin. Ihr derzeitiger Fokus liegt auf der Architektur sozialer Netzwerke.

https://maidan.org.ua/en/aboutmaidan/mmic/




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